Didaktische Modelle unter dem Einfluss von digitalen Medien (-----> eLearning)

Gliederung

 

    1. Einleitung

    2. Zum Verständnis der verwendeten Begriffe

    3. Präsenzlehre / Präsenzlernen

    4. Veränderung, Ergänzung des traditionellen Unterrichts durch digitale Medien

    5. eLearning als Lehr-/Lerrn-Format

    6. Blended Laerning (BL) als neues, additives Modell institutionalisierten Lehrens und Lernens

 

Einleitung

 

Es gibt ganz verschiedene Perspektiven auf das Phänomen „Unterricht“

Ein didaktisches Modell ist ein auf Vollständigkeit zielendes Theoriegebäude zur Analyse und Planung didaktischen Handels in schulischen und nichtschulischen Lehr- und Lernsituationen“. ( Jank/Meyer, 1994)

 

 

Institutionalisiertes, schulisches Lernen und Lehren ist auf Präsenz angelegt.
eLearning als neue Lehr-/Lernform gewinnt in der allgemeinen und beruflichen Aus- und Weiterbildung zunehmend an Bedeutung.

Die Schule als „Vorbereitung auf das Leben“ muss diese Entwicklung integrieren, um ihrem Bildungsauftrag gerecht werden zu können. Deshalb hat die Lehr-/Lernform „Blended Learning“ auch eine Berechtigung in der auf Präsenz ausgerichteten Schule.

 

Zum Verständnis der verwendeten Begriffe

 

Präsenzlernen

 

Präsenzlernen (Präsenzlehre) bezeichnet die Art der orts- und zeitsynchronen Wissensvermittlung. Weiterhin charakteristisch für dieses Organisationsform ist die direkte Kommunikation zwischen den Lernenden und dem/der Lehrenden.
Präsenzlernen wird häufig in unzulässiger Weise mit Frontalunterricht gleich gesetzt, Präsenzlernen bezieht sich aber überhaupt nicht auf eine bestimmte Sozialform.

eLearning

 

eLearning - ursprünglich der Sammelbegriff für eine Lernform, bei der Lerninhalte für den individuellen Wissenserwerb durch Informationstechnologien verfügbar gemacht werden. Dazu gehört auch netz- und satellitengestütztes Distributionsformen, Lernen per interaktivem TV, CD-ROM oder Video. Meist wird der Begriff aber ausschließlich für Internet- bzw. Intranet-basiertes Lernen verwendet.
Kennzeichen dieses didaktischen Modells ist die Asynchronität des Wissenserwerbs hinsichtlich Ort, Zeit und Inhalt.

 

 

Blended Learning

 

Beim Blended Learning handelt es sich um eine Mischform von Präsenzlernen und eLearning. Weil die Mischung bzw. „Verschneidung“ verschiedener Elemente im englischen als „blend“ bezeichnet wird, spricht man von „Blended Learning“. Bei diesem Lehr-/Lern-Szenario werden Elemente des Präsenzlernens und Potenziale des eLearnings miteinander kombiniert, wobei die Variationsbreite zwischen Präsenzveranstaltungen und virtueller Lehre ganz unterschiedlich ausfallen können.

 

 

 

Grundmodelle von Lern-/Lehr-Szenarien

 

Präsenzlernen

Präsenzlernen ist die Bezeichnung eines Lehr-/Lern-Formates, bei der die Träger des Wissens (Lehrende, Bücher, CDs, Videos, ...) mit den Lernenden örtlich und zeitlich zum Zweck der Wissensaneignung zusammen gebracht werden.

 

 Abb.: 5  Lehr-/Lern-Formate

13 Merkmale des didaktischen Modells: Frontalunterricht im Klassenverband

An Ort- und Zeit gebunden, inhaltsgleich

Zeit

Schulstunde=45 Min., Halbtagsschule,...

Sozialform

Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Plenum

Aktionsform der Lehrenden

Lehrervortrag, ~Impuls, ~steuerung

Medien

LehrerIn, Buch, Arbeitsblätter,....

Raum

Klassenraum, Fachraum, ...

Aktionsform der Lernenden

Rezeptiv, Kognitiv, Konstruktiv

Art des Wissens

Fakten~, Konzept~, Prozess~,
Metakognitives Wissen

Content

Nach Wahl der Lehrkraft

Organisation

Lehrerzentriert

Rollen

Instruktor

Phasen

In ganz unterschiedlicher Länge

Lehr-/Lernziele

Nach Intention der Lehrkraft

Im folgenden werden nun verschiedene Unterrichtsformen der Präsenzlehre aufgelistet. : XX charakterisiert den Frontalunterricht

                                                                                  Merkmal

gering

 XX

 

Virtualitätsgrad

 

 

hoch

kurz

 

 XX

Aktivtäts-Zeit der Lernenden

 

 

lang

allein

 

 

Sozialform

 XX

 

im Plenum

Lernender:
passiv

 XX

 

Beteiligung an der Lehraktionsform

 Lehrender

 XX

aktiv

 

 

 gering

Medien

 

 

 

begrenzt

 XX

 

Raum

 

 

offen

passiv

 

 XX

Lernaktionsform

 

 

aktiv

reproduktiv

 XX

 

Art des Wissens

 

 

gestaltend

 

 

 

Content lt. Curriculum

 

 XX

 

fremdbestimmt

 XX

 

Organisation

 

 

selbstbestimmt

passiv

 

 XX

Rollen

 

 

führend

kurz

 

 XX

Phasen

 

 

lang

lehrerzentriert

 XX

 

Lehr-/Lernziele

 

 

schülerzentriert

 

Lehr-/Lern-Format

Merkmale

Arbeitsimpulse, die auf unterschiedliche
Kompetenzebenen bei den Lernern
abzielen

Frontalunterricht

lehrgangsartige Vermittlung,
zeitgleich, inhaltsgleich

Vortragen, berichten, erzählen, vorlesen,
demonstrieren, erklären, fragen, antworten

Gruppen- Partnerarbeit

prozessorientiert, schülerorientiert, zeitgleich, inhaltlich differenziert

diskutieren, argumentieren,

herstellen, erfahren

Projektunterricht

Projekt-. Prozessorientiert, zeitgleich, inhaltlich differenziert

diskutieren, beschaffen,

argumentieren, herstellen,

erfahren

Werkstattunterricht

handlungsorientiert, individuell differenziert

diskutieren, beschaffen,

argumentieren, herstellen,

erfahren

Unterricht mit Fallstudien

praxisorientiert, in soziale Prozesse eingebettet, inhaltsgleich, zeitgleich

diskutieren, argumentieren,

erfahren

Wochenplanunterricht

lehrplanorientiert, individuell im Hinblick auf Lerntempo und Lernzeit

planen, üben, antworten,

demonstrieren

Themenorientierter Unterricht

themenorientiert, fachübergreifend, individuell im Hinblick auf Inhalt, Lerntempo

planen, üben, antworten,

demonstrieren

Außerschulisches Erfahrungslernen (Praktika)

praxisorientiert, individuell im Hinblick auf Inhalte und erlebte Zeiteinheiten

erleben, erfahren, handeln

Plan- Lern- und Schulspiel

körperorientiert, individuell, zeitgleich

erleben, erfahren, handeln

Fächer- und klassenübergreifendes Lernen

handlungsorientiert, auf Kooperation ausgerichtet

planen, handeln, erfahren

Epochenunterricht

Ganzheitlichkeit betont, Zeitraum einheitlich, sonst individuell

planen, handeln, erfahren

 

So unterschiedlich die einzelnen Konzepte des Präsenzlernens auch erscheinen mögen, es zieht sich doch ein roter Faden durch die Auflistung. Zum einen sind alle genannten Punkte in soziale Kontexte eingebettet und bedienen sich einer klassischen Bildungsinfrastruktur, zum anderen werden sie durch Merkmale wie vereinbarte Zeiträume (Stundenpläne), festgelegte Inhalte und Präsenzpflicht charakterisiert.

  

Veränderung von Lern- Lehr-Szenarien durch den Einsatz von digitalen Medien

Der Einzug von eLearning in die Bildungsinfrastruktur infolge der Durchdringung aller gesellschaftlichen Bereiche unserer Gesellschaft durch digitalen Medien sorgt für eine nachhaltige Veränderung unserer Unterrichtsstruktur.
Multimediales Lehrmaterial, Lernsoftware, Learning-Managementsysteme, Dokumentenserver, Email, Chat, Audio- / Video- / Datenkonferenzen, Weblogs, Wikis, Simulationen – um nur einige zu nennen - erweitern das mögliche Repertoire von Lern- / Lehr-Szenarien.

Insbesondere Computer und Internet mit der „Interaktiven -Technologie“ erweitern die medialen Präsentations- und Interaktionsmöglichkeiten der traditionellen Medien, wie Buch, Fernsehen, Rundfunk oder Film.

 

 

 

Charakteristika des Einsatzes digitaler Medien:

Multimedialität

Mit dem PC können dispers verteilte Medien, wie Texte, Grafiken, Tabellen, Standbilder, bewegte Bilder und Tonfolgen orts- und zeitunabhängig nebeneinander und gleichzeitig genutzt und präsentiert werden.

 

Interaktivität

Das Computersystem bietet dem Nutzer Eingriffs- Steuerungsmöglichkeiten; somit können Nutzer und PC interagieren und auch wechselseitig Dialoge initiieren.

 

Vernetzung

Während Arbeiten und Lernen mit Computern zunächst in Form der Einzelarbeit erfolgten, eröffnen die global vernetzten Systeme die Möglichkeit, verteilte Datenbestände bereitzustellen und zu verwenden sowie neue Formen der Kommunikation, Kooperation, Betreuung und Unterstützung zu nutzen.

 

Konzept

Merkmale

Methoden/Ziele

eLearning - Distanzlernen

individuell im Hinblick auf Inhalt, Arbeitstempo und Arbeitszeit

Lernen aus eigenem Antrieb, Qualifikationen erwerben, beruflich weiter kommen

 

Trotz dieser Unterschiede wird der eigentliche Arbeitsprozess in beiden Modellen (Präsenzlernen und eLearning) von den gleichen Einflüssen bestimmt.

 

 

Welche Art des Lernens bzw. des Lehrens ist nun das „bessere“ Modell?

 

 

Keine dieser beiden didaktischen Grund-Modelle stellt einen Königsweg dar. Beide Konzepte haben ihre Daseinsberechtigung und bieten gewisse Vor- und Nachteile. Im schulischen Kontext wird die Präsenzlehre dominieren und im bereich der Erwachsenenbildung wird der Anteil an Distanzlehre zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Die Professionalität von Lehrenden in allen Modellen zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf ein breites Repertoire von Methoden innerhalb des jeweiligen Modells zurückgreifen können.
Da der Lernerfolg von Lernenden sehr stark von sozialen Komponenten abhängt, kommt im Zusammenhang mit schulischer Ausbildung als Lehr-/Lern-Szenario nur Blended Learning in Frage.

 

 

Blended Learning

Beim dem Modell des Blended Learning findet man Formen mit geringer Präsenzzeit und hohen virtuellen Anteilen und Blended Learning mit hoher Präsenzzeit und geringen virtuellen Anteilen.

Die Gestaltungspole reichen vom reinen eLearning mit einer gelegentlichen, persönlichen Begegnungen bis zum virtuellen Lernen mit intensiver Lernbetreuung (Coaching) durch die Lehrenden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   
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