„Evaluation ist die systematische Untersuchung des Nutzens oder Wertes eines Gegenstandes.
Solche Evaluationsgegenstände können z.B. Programme, Projekte, Produkte, Maßnahmen, Leistungen, Organisationen, Politik, Technologien oder Forschung sein. Die erzielten Ergebnisse, Schlussfolgerungen oder Empfehlungen müssen nachvollziehbar auf empirisch gewonnenen qualitativen und/oder quantitativen Daten beruhen.“ (Deutsche Gesellschaft für Evaluation, 2002, S. 13)
Dass die Qualitätsevaluation von Schulen zu einem aktuellen bildungspolitischen Thema geworden ist, hängt damit zusammen, dass 'Ökonomisierung', 'Heterogenisierung' und 'Autonomisierung' in allen gesellschaftlichen Bereichen neue Herausforderungen auch an die Qualität des Lehrens und Lernens stellen.
'Ökonomisierung' ist eine Folge der leeren öffentlichen Haushalte. Das fehlende Geld hat u.a. dazu geführt, dass die Leistungen der Schulträger verstärkt unter der ökonomischer Perspektive gesehen werden. Sie ersetzen daher detaillierte Mittelzuweisungen durch Global-Budgets, mit denen zwei Erwartungen verbunden sind:
1. Eine größere Effektivität: Weil an Ort und Stelle meist besser entschieden werden kann, was gebraucht wird.
2. Eine größere Flexibilität: Weil Abstriche von einem Globalbudget von Schulträgerseite leichter durchzusetzen sind als Einsparungen bei einer detaillierten Mittelzuweisung.
Beide Maßnahmen erfordern eine Rechtfertigung des Mitteleinsatzes gegenüber der Öffentlichkeit, die das Geld aufbringt. Damit entsteht die Notwendigkeit einer Qualitäts-Evaluation: Sind die Leistungen des Schulträgers an die Schulen das Geld wert, das für sie aufgewendet wird?
'Heterogenisierung' ist die Folge des gesellschaftlichen Wandels, der sich auch im Bildungswesen niederschlägt.
Sie hat vor allem zwei Ursachen:
1. Das verbreitete Streben in der Bevölkerung nach statushöheren Abschlüssen der Kinder.
2. Durch Integration aller Sozialschichten will man erreichen, dass das 'Humankapital 'unserer Gesellschaft stärker ausgeschöpft wird. Es sichert langfristig das Überleben unserer Gesellschaft und unseren Lebensstandard.
Beide Tendenzen fördern die Bewegung von der Eliten- zur Massenbildung und haben
vor allem zwei Konsequenzen:
Die absoluten Ausgaben für das Schulwesen steigen und die traditionellen 'Bildungsberechtigungen' verlieren an Wert. Beides erzeugt Widerstand, der vor allem mit dem Argument des Qualitätsverlust begründet wird.
'Autonomisierung' soll die Lösung der beiden oben angeführten Aspekte darstellen.
Bisher kam der staatliche Einfluss auf die Schulen vor allem darin zum Ausdruck, dass man die pädagogische Praxis bis ins Detail zu regeln versuchte. Diese Vorgangsweise war auch praktikabel, solange die Verhältnisse an Schulen weitgehend vergleichbar waren. Wenn die Schullandschaft sich aber nun ausdifferenziert, passen viele Regelungen nicht mehr auf jede Schule. Die Schulaufsicht muss Problemlösekapazität an die Schulen selbst abgeben. Sie erhalten dazu in finanzieller, inhaltlicher (Lehrplan) und auch personeller Hinsicht die Möglichkeit, selbst die Entwicklungsinitiativen zu ergreifen.
Die Schulen erhalten dadurch zwar Entscheidungsspielräume, gleichzeitig wird von ihnen aber auch verlangt, dass sie der Öffentlichkeit Rechenschaft darüber ablegen, wie sie mit den Spielräumen umgehen und was dabei herauskommt.
Selbstevaluation
Selbstevaluation: Die an der Schule Tätigen (das sind die Lehrerkräfte, könnten aber auch Schülerinnen und Schüler oder Eltern sein) initiieren, verantworten die Evaluation und beschließen ihre Durchführung. Die Durchführung kann dann natürlich auch von außerschulischen Institutionen durchgeführt werden, ohne dass der Charakter der Selbstevaluation dadurch verloren geht. Die Schulgemeinde entscheidet dann später auch, was mit den Ergebnissen geschieht.
Instrumente und Methoden der Selbstevaluation
Die häufigste Methode der Evaluation sind vielfach Fragebögen. Das ist verständlich, weil sie klar messbare Ergebnisse liefern und schnell eine große Zahl von Personen erfassen können. Dabei wird aber leicht übersehen, dass es eine Reihe von anderen Instrumenten der Evaluation gibt. Ausschlaggebend für die Wahl eines Verfahrens sind dabei zum Beispiel
- der Zweck der Evaluation
- die Anzahl der zu Befragenden
- der Zeitpunkt einer Evaluation (am Beginn oder gegen Ende eines Entwicklungsvorhabens).
Im wesentlichen unterscheidet man zwischen quantitativen und qualitativen Methoden. Quantitative oder geschlossene Methoden geben dem Beantworter einen enges Raster vor, in dem er auf die Fragestellungen antworten kann. Qualitative oder offene Methoden sind freier in der Anlage und lassen viel Spielraum für die Antworten. der Befragten Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Methoden der Evaluation:
Quantitative (geschlossene) Methoden:
- standardisierte, geschlossene Fragebögen,
- Analyse der Schulstatistiken,
- Standardisierte Tests.
Qualitative (offene) Methoden:
- Gespräche und Interviews, die aufgezeichnet und ausgewertet werden,
- Gruppendiskussionen,
- offene Fragebögen,
- Fotodokumentationen, Videofilme,
- Unterrichtsbeobachtung,
- Auswertung von Schülerarbeiten: Schularbeiten, eigens produzierte Texte,
- Auswertung von Schuldokumenten: Jahresberichte, Festschriften,
- (Forschungs-) Tagebücher
- Gegenseitige Unterrichtsbesuche.
Fremdevaluation
Fremd-Evaluation: Die Evaluation wird durch externe Personen oder Instanzen (zum Beispiel die Schulaufsicht) initiiert und durchgeführt. Gegenstand kann eine Einzelschule oder auch das ganze Schulsystem sein – zum Beispiel alle Schulen eines Schultyps in einer Region. Geht es um die Evaluation auf einer überschulischen Ebene, spricht man auch von Metaevaluation, auf der Ebene des gesamten Schulsystems von System Monitoring.