Die dynamisch und global ablaufenden Entwicklungen in der Wissenschaft und Technologie verändern die Rahmenbedingungen aller gesellschaftlichen Systeme grundlegend und nachhaltig.
Die Schule als Institution, als Teil der Gesellschaft muss daher im Rahmen ihres unverändert geltenden Auftrages reagieren. Ihr Auftrag hat sich am Leitbild gelingenden Lebens im Sinne der Entfaltung der Individualität im gesellschaftlichen Kontext zu orientieren.
Die Schule steht als institutionalisierte Bildungseinrichtung immer im Spannungsfeld zwischen Bewahren und Verändern. Einerseits soll und will sie den Heranwachsenden, Kenntnisse, Fertigkeiten, Fähigkeiten und Werte tradieren, welche sich als Bildungskonsens in staatlichen Lehrplänen niederschlagen haben. Andererseits soll Schule die nächsten Generationen für Welt von Morgen vorbereiten, wobei niemand weiß wie die Welt von Morgen aussieht. Das als „gesichertes“ Wissen aus der Vergangenheit bildet daher auch das Hauptkriterium für die inhaltliche und methodische Gestaltung der Schule. Lernfragen, Reproduktion von Wissen also, dominieren den Unterricht.
„Unterrichtsentwicklung" und „Schulentwicklung" sind in Zeiten des dramatischen Wandels Begriffe, die nicht den Ausnahmezustand, sondern den Normalfall in der Schule charakterisieren.
Der Begriff Change-Management beschreibt die Planung und Umsetzung eines längerfristig angelegten Veränderungsprozesses von Organisationen und eines Routinewechsels der in diesen Organisationen tätigen Menschen.
Grundlagen und Grundfragen einer erfolgversprechenden Unterrichts- und Schulentwicklung:
1. Alle Unterrichts- und Schulentwicklung muss von den Schülern aus gedacht werden!
(Was müssen die Absolventen der Schule für Kompetenzen erworben haben, damit sie später sinnvoll und erfolgreich darauf aufbauen und ihr Leben gelingend gestalten können?)
2. Schulentwicklung muss auf die Ebene von Unterricht herunter gebrochen werden!
(Welche Unterrichtsvorhaben setzen die Ziele der Unterichts- und Schulentwicklung um?)
3. Schulentwicklung bedeutet stets auch Personalentwicklung!
(Welche Fortbildungsmaßnahmen sind notwendig, um die angestrebten Unterrichtsziele erreichen zu können?)
4. Stärkere Veränderungen von Routinen verlangen eine Betreuung (coaching) von außen und den Einsatz der Instrumente der Organisationsentwicklung, nämlich Projektmamagement“ und „Changemanagement“!
(Wer steuert die Ausbildung neuer Routinen?)
Strukturelle Gelingensbedingungen des Wandels:
Die Bedeutung der drei Ps: Programm – Personal –Prozess
Alle Reformanstrengungen zur Veränderungen von Unterricht/Unterrichtsentwicklung greifen nur dann, wenn auch die strukturellen Bedingungen für den Veränderungsprozess entsprechend berücksichtigt werden. Die Begriffe „Personal“, „Programm“ und „Prozess“
charakterisieren drei miteinander verzahnte Unterrichtsfaktoren.
Die gewünschten und von der Gesellschaft eingeforderten Veränderungen im Lehr- und
Lernprozess an unseren Schulen sollen zu einer „Programm“-Veränderung von gewohnten Unterrichts-Routinen führen. Dreht man nun an dieser Programm-Stellschraube, so kann das
Gesamtwerk nur reibungslos weiter funktionieren, wenn die Prozessabläufe ebenfalls entsprechend verändert werden. Zu diesem Stellglied „Programm“ gehören auch technische Aspekte, die in den Schulen zum Standard werden müssen. Die Administration und Wartung dieser Technologie schafft für die Schulen und die Schulträger zusätzlich neue Arbeits- und Konfliktfelder, die im gesellschaftlichen Konsens gelöst werden müssen.
Die am Unterrichtsgeschehen Beteiligten, das Personal, muss willens und in der Lage sein, die Veränderungen qualifiziert umzusetzen. Kontinuierliche und nachhaltige Lehreraus- und – fortbildung sind deshalb von entscheidender Bedeutung für das Erreichen der gesetzten Ziele. Um den Transformationsprozess in unseren Schulen zielgerichtet ablaufen lassen zu können, brauchen die Schulen Unterstützungsangebote, die ihnen helfen, diesen schwierigen Prozess zu koordinieren, die auf konkrete Fragen konkrete Antworten liefern und die die jeweils spezifischen Situationen berücksichtigen. Die Schulen brauchen laufstabile und wartungsarme Netztechnologie, um die Schul- und Unterrichtsentwicklung vorantreiben zu können.
Erst nach dem Einlösen dieser Gelingensbedingungen hat die gewünschte und geforderte Prozessveränderung im Unterrichtsgeschehen Aussicht auf Erfolg.
„In Schweden sagt man: Jeder Schüler hat drei Lehrer.
Der erste sind die anderen Kinder, der zweite ist der Lehrer. der dritte ist der Raum.
Genau besehen, hat jedes Kind sogar noch einen vierten: sich selbst. Diesen vier Lehrern entsprechen vier elementare Lehr- und Lernformen: erstens der Selbstunterricht, zweitens der Einzelunterricht, drittens das Lernen und Arbeiten in der Gruppe, viertens die Instruktion, der Vortrag, die Demonstration durch Lehrer und durch Schüler“, behauptet der Pädagoge Prof. Dr. U. Herrmann von der Uni Tübingen. (Interessierten sei folgende URL empfohlen: http://wwwuser.gwdg.de/~kflechs/iikdiaps7-96.htm)
Die Bedeutung der Ausgestaltung der Lernumgebung für den Erfolg des Lernprozesses wird in den Schulen häufig unterschätzt und muss unter dem Einfluss der stärker technisch ausgeprägten Lernumgebung grundsätzlich neu bedacht werden.
„Gebäude erzählen vom Geist ihrer Zeit: die Rathäuser der Reichsstädte von Bürgerstolz, die Schlösser vom Glanz einer gottgewollten Ordnung; die wilhelminischen Gerichtsgebäude machen Justiz als staatliche Gewalt sinnfällig. Und die Schulen? Sie zeugen vom pädagogischen Geist ihrer Zeit, geronnen zu Quadrat und Kubikmetern ...“ (U. Herrmann)
Die Implementierung digitaler Medien in die alltägliche unterrichtliche Praxis an unseren Schulen ist aus den verschiedensten Gründen dringend angezeigt. Mit den digitalen Unterrichtsmedien stehen den Schulen Werkzeuge von großer Leistungsfähigkeit zur Verfügung. Sie können ihre Potentiale im Lehr- und Lernprozess aber nur entfalten, wenn es gelingt, die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Transformationsprozess in den Schulen zu schaffen.
Das Transformations-Modell
Auf „was“ in der Schule (also auf welchen Gegenstand, welche Vorgehensweisen) muss man diesen Veränderungskreislauf nun beziehen?
Prinzipiell auf „alles“, also auf
- die Kernprozesse der Schule, d.h. die Entwicklung, Planung und Durchführung von Unterricht sowie die Erziehung der Schülerinnen und Schüler
- die Führungsprozesse der Schule, d.h. beispielsweise das Leitbild der Schule, die Organisations-Abläufe und das Setzen von Prioritäten in schulischen Kontexten
- die Unterstützungsprozesse der Schule, d.h. beispielsweise die Förderung der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Lehrkräfte oder das Management und die Fortbildungen.
Strategie und Ziele
Alles gleichzeitig zu tun, überfordert eine Schule, weil die Ressourcen meist begrenzt sind. Daher gilt es, die Maßnahmen nach abgesprochenen Prioritäten zu ergreifen, die eine besonders starke positive Wirkung auf die Ergebnisse der Schule haben und sich auf diese Maßnahmen zu konzentrieren.
Diese Entscheidungen zu treffen (also die richtigen Maßnahmen zu erkennen und umzusetzen) und alles andere diesen Entscheidungen unterzuordnen, nennt man „Strategie“. Um die strategisch richtigen Entscheidungen zu treffen und diese dann auch konsequent umzusetzen, durchlaufen viele außerschulische Organisationen jährlich einen „Strategie-Prozess“, in dem der PDSA-Zyklus (Plan-Do-Study-Act) auf die Organisation als Ganzes angewandt wird und in dem jährlich die Prioritäten für Veränderungs-Maßnahmen neu gesetzt werden.
Dieser Strategie-Prozess muss bei einer Schule durch die Schulleitung initiiert und geführt werden. Alle Führungskräfte sowie weitere engagierte Mitarbeiter der Schule (Schulentwicklungsteam) werden daran beteiligt. Dieser Prozess ist in vielen Schulen auf Veranlassung der Dienstaufsicht bereits abgeschlossen. Leitbilder, Ziele und Strategien zu entwickeln ist eine wichtige Grundlage für die ständige Weiterentwicklung der Schule. Die eigentliche Herausforderung für die Schule besteht dann jedoch darin, diese Maßnahmen in Unterrichtshandeln umzusetzen und dafür zu sorgen, dass die erarbeiteten Verbesserungen aufrechterhalten und zu einer neuen Routine ausgebaut werden.
Projektmanagement?
Veränderungs-Maßnahmen können kleine oder große, einfache oder komplexe Aktivitäten sein. Kleine, einfache Aktivitäten können direkt an das Kollegium delegiert werden. Große, komplexe Aktivitäten jedoch, die viele Fachbereiche und eine fachübergreifende Zusammenarbeit erfordern, werden als „Projekt“ angelegt und in die Verantwortung eines (möglichst externen) Projektleiters übertragen. Seine Aufgabe ist es, das Projekt zu planen und umzusetzen sowie seine Fortschritte an die Schulleitung zu berichten.
Prozessmanagement?
Einmal erarbeitete Verbesserungen, Prozesse, Abläufe und Regeln können nur dann ihre Wirksamkeit entfalten, wenn sie konsequent genutzt – und bei Bedarf – weiter verbessert werden. Dazu nutzt die Schule ein „Management-System“. In diesem Management-System werden alle gültigen Prozesse, Abläufe, Regeln der Schule erfasst, dargestellt, gespeichert und für alle Mitarbeiter so zugänglich gemacht, dass sie diese für die tägliche Arbeit nutzen und aus der täglichen Arbeit heraus auch wieder verbessern können.